Oer-Erkenschwicker Zeitung, 24. Mai 1994

Experimentelle Musik begeistert in Moers

45000 Zuschauer im Freizeitpark am Niederrhein

MOERS. (lnw) Musikalische Grenzgänger kamen beim 23. New Jazz Festival in Moers, das Montag abend mit dem Auftritt des amerikanischen Avantgardisten Chico Hamilton ausklang, erneut auf ihre Kosten. Von experimenteller Musik über Hiphop bis hin zu Black Rock und Ethno reichte das Spektrum an den vier Tagen.
30 Gruppen mit insgesamt 400 Musikern aus 14 Nationen hatten die Veranstalter für das Pfingst-Spektakel aufgeboten, das annähernd 45000 Besucher in den Freizeitpark am Niederrhein zog. Sie sorgten im Festivalzelt und in der über Nacht entstandenen Zeltstadt sowie an den ungezählten Verkaufsständen auf dem Gelände für ausgelassene, aber stets friedliche Atmosphäre.
Den stärksten Beifall fand eine Formation, deren Zusammensetzung beispielhaft für den improvisatorischen Anspruch des Festivals ist: Die niederländische Alt-Punkband "The Ex" und der Cellist Tom Cora aus Virginia kamen bei den Fans gut an. Moondog entführte mit 20er-Jahre-Swing gepaart mit ritueller indianischer Musik in eine fremdartige akustische Welt: der US-Amerikaner Jabbo Ware begeisterte bei seinem Europadebüt mit dem "The me, we and them Orchestra" mit zeitgenössischer Bigband-Musik. Gelegenheit, verkrustete Hörgewohnheiten aufzubrechen, lieferten die Konzerte des Klaus König Orchestra mit einer Jazz-Suite und der Sabri Brothers aus Pakistan. Sie pflegen die traditionelle, von der Religion geprägte indische Volksmusik des 18. und 19. Jahrhunderts. Wenn es einen ehrlichen Titel für das Festival geben müßte, würde es wohl New Musik Festival heißen", so der künstlerische Leiter, Burkhard Hennen.