MOONDOG und das DUBONAIRE-SAXTETT

Konzert für neun Saxophone, Piano, Schlagwerk und Gesang


Sonntag, 13. Februar 1994 20 h Aula des Städtischen Gymnasiums - Das Konzert-Ereignis im Februar ...

Louis Hardin alias MOONDOG, 77jähriger blinder Komponist und Musiker, Legende der internationalen Musikszene irgendwo zwischen Jazz und Klassik, kommt nach Gütersloh zu einer Premiere, die ihresgleichen sucht!
1989 wurden alte MOONDOG-LPs neu aufgelegt. Die Musikwelt war begeistert wie wir auch, nur: Wie konnte man diesen Menschen nach Gütersloh holen? Obwohl er bereits seit 1974 in Deutschland lebte, gab es hierzulande keine Musiker, die seine Musik live spielen konnten. Auf der Documenta 92 in Kassel wurden die ersten Kontakte geknüpft.
Anläßlich des 75. Geburtstages von MOONDOG war in London eine Produktion mit den "London Saxophonics" entstanden - Musik für neun Saxophone, zwei Schlagwerke, Piano und Gesang. Die Aufführung in Kassel wurde eine kleine Sensation. Wilfried Beck, Braunschweiger SaxophonLehrer, bot uns spontan an, eine Formation hochkarätiger Musiker aufzustellen, die dieses Werk spielen sollte. MOONDOG gab sein Einverständnis.
Nach vielen Proben ohne den Meister wird es nun soweit sein: In Gütersloh werden die Musiker und MOONDOG zusammentreffen, um sich aufeinander einzuspielen. Am Ende dieser Sessions wird die Premiere stehen, am 13. Februar 1994 in der Aula des Städtischen Gymnasiums Gütersloh. Es wird der Auftakt zu einer bundesweitern Konzertreihe.

Das Werk

Auf Anregung des führenden britischen Saxophonisten John Harle gründeten sich anläßlich des 75. Geburtstages von Louis Hardin alias MOONDOG im Jahre 1991 die "London Saxophonic". Den Kern des Ensembles bildete das "Apollo Quartett", Gewinner großer internationaler Musikwettbewerbe. Gemeinsam mit dem Meister wurde sein Werk einstudiert und eingespielt, welches MOONDOG selbst als "Zajaz" bezeichnet, Jazz quasi als Januskopf - Musik mit zwei Gesichtern. Es sind dies Saxophon-Stücke, begleitet von Piano, Schlagzeug und Gesang.
Die Musik klingt wie Jazz, zum Teil improvisiert, ist aber, im Gegenteil, in der strengen Form der klassischen chaconne oder des bis zu 36-stimmigen Kanons geschrieben. Leider sind auf der Cd nie mehr als neun Stimmen zu hören. Dieses Werk ist gleichzeitig ein Blick in die Vergangenheit, repräsentiert durch klassische Kompositionstechnik, und ein Blick in die Zukunft, die durch eine neue Art der Kombination von alten und neuen Elementen charakterisiert wird.
Die CD ist eine Hommage an Antoine Joseph (genannt Adolphe) Sax, dessen Todestag sich am 4. Februar 1994 zum hundersten Male jährt.

Der Mensch

MOONDOG alias Louis Hardin, geboren am 26. Mai 1916 in Marysville, Kansas, Sohn eines protestantischen Missionars und einer Lehrerin. Verlor als 16jähriger sein Augenlicht, als er ein Gewehr falsch lud. High-School-Abschluß in Iowa, Unterricht in Piano, Orgel und Violine, Besuch der Musikhochschule in Memphis. Über den Vater, der als Missionar häufig Indianerstämme besucht, kommt er früh in Berührung mit der Musik der Ureinwohner, lernt Schlagzeug. 1943 zieht er nach New York, langsam nimmt seine Karriere ihren Lauf. Er beginnt das Komponieren, bezeichnet sich dabei selbst als Autodidakt. Über 200 Symphonien kommen im Laufe der vielen Jahre zusammen, auch Stücke für Charlie Parker oder Janis Joplin. Er will, wie er selbst in einem Interview sagt, mit klassischen Mitteln Musik erfinden, die nicht klassisch klingt.
Als er 1974 auf Einladung des Hessischen Rundfunks für zwei Konzerte nach Deutschland reist, läßt er sich hier nieder. Amerika vergißt ihn über die kommenden Jahre, bis zu seinem Auftritt beim New Music America Festival 1989. Das Magazin "PEOPLE" bejubelt seine Rückkehr wie den Einzug eines Helden: "New York has something to howl about again - legendary Moondog ist back."